27.04.2025
Dass landwirtschaftlicher Boden auch in Niedersachsen vor Spekulationen und branchenfremden Investoren geschützt werden muss, zeigen die drastisch gestiegenen Pacht- und Kaufpreise. Während Landwirt:innen in der Urproduktion nach wie vor kämpfen müssen, um kostendeckende oder gar gewinnerwirtschaftende Einkünfte für ihre landwirtschaftlichen Produkte zu erzielen, ist vor allem die Energieerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen mit Wind und Sonne sowie Biogaserzeugung lukrativ. Nutzungen, mit den die zu erzielenden Einkünfte aus der Urproduktion nicht konkurrieren können.
Zwangsläufig entbrennt ein unfairer Kampf um die Flächen, bei dem regelmäßig die Produzent:innen von Nahrungsmitteln verlieren und bei dem nur die kapitalstarken teilweise mit außerlandwirtschaftlichem Kapital unterstützten Großbetriebe mithalten können.
Nicht verwunderlich ist es daher, dass das Ansinnen der niedersächsischen Landesregierung ein „Gesetz zur Sicherung und Verbesserung einer bäuerlichen Agrarstruktur in Niedersachsen“ (Niedersächsisches Agrarstruktursicherungs- und Agrarstrukturverbesserungsgesetz, kurz: NASVG) in den Landtag einzubringen, stark unter Beschuss steht und vor allem von denjenigen abgelehnt wird, die die Interessen derjenigen vertreten, die Land verpachten oder verkaufen können: landwirtschaftsferne Hoferb:innen, Banken, Spekulant:innen, Energiewirtschaft, aber auch Kommunen, die Bauland für Wohn- und Gewerbegebiete brauchen.
Eberhard Prunzel-Ulrich, stellvertretender Vorsitzender AbL Niedersachsen/Bremen e.V., kommentiert die Kritik am Gesetzesvorhaben:
„Es sollte in unser aller Interesse sein, in Niedersachsen eine vielfältige bäuerliche Agrarstruktur zu erhalten und zu fördern, die wir brauchen, um Nahrungsmittel zu produzieren, unser Landschaftsbild zu schützen und auch die Biodiversität in der Fläche zu erhalten“. „Daher fordern wir alle gesellschaftlichen Kräfte auf, nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen, ähnlich wie es beim Niedersächsischen Weg schon gelungen ist.“
Und sagt weiter:
„Pacht- und Kaufpreise landwirtschaftlicher Flächen dürfen nicht ins Unermessliche steigen, sodass auch ein Flächenzugang für Junglandwirt:innen und Existenzgründer:innen in Niedersachsen in Zukunft gewährleistet werden kann. Das geplante Agrarstrukturgesetz ist daher ein unerlässliches Instrument zur Marktpreislenkung. Darüber hinaus könnte auch die Einführung einer progressiven Grunderwerbssteuer ein Instrument zur Regulierung des landwirtschaftlichen Bodenmarktes sein. Bisher sind Daten über Pachtungen landwirtschaftlicher Flächen oft entgegen geltenden Gesetzen nicht angezeigt. Wer sich gegen die Einbeziehung der Pachten im Gesetz stellt, vertritt nicht die Interessen der aktiven bäuerlichen Betriebe, die Lebensmittel erzeugen, denn durchschnittlich 60 % der Betriebsfläche ist gepachtet.“
Hintergründe:
Der Wert landwirtschaftlich genutzter Böden hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Die Kaufpreise für landwirtschaftliche Grundstücke haben sich in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt. Bereits 2023 ist Niedersachsen im Rahmen der Agrarstrukturerhebung dabei auf Platz drei der Bundesländer mit den höchsten Kauf- und Pachtpreisen nach Nordrhein-Westfalen und Bayern (Statistisches Bundesamt, Agrarstrukturerhebung 2023). Auch für 2025 wurden weiter steigende Preise beobachtet. Niedersachsen scheint inzwischen bei den teuersten Pachtpreisen bereits auf Platz zwei.
Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat vor diesem Hintergrund bereits Ende August 2024 einen Entwurf für ein „Gesetz zur Sicherung und Verbesserung einer bäuerlichen Agrarstruktur in Niedersachsen“ (Niedersächsisches Agrarstruktursicherungs- und Agrarstrukturverbesserungsgesetz, kurz: NASVG) und zur Verbandsbeteiligung freigegeben. Nun hatte das Landwirtschaftsministerium zum Verbändegespräch eingeladen.
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